zur Druckansicht

Russland – noch einige Worte zur Gastronomie

Wer in der Gastronomie arbeitet, weiß es, die Arbeitsbedingungen in unserer Branche können hart sein. Deshalb interessieren einen auch immer die Arbeitsbedingungen seiner Kollegen in anderen Betrieben. Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass sie recht gut sind. Für uns ungewöhnlich sind aber die Arbeitszeiten, so habe ich nicht wenige 24 Stunden arbeiten gesehen. Da mich das dann interessiert hat, habe ich einmal nachgefragt. Man erzählte mir, dass Sie tatsächlich 24 Stunden arbeiten, aber nur an zwei Tagen die Woche. Diesen Rhythmus konnte ich dann auch so beobachten. Gut, meine Traumarbeitszeit wäre das nicht, aber mit Abzug von Pausen ist das vermutlich eine 40 bis 44 Stunden Woche, zum Vergleich in der Schweiz haben wir im Gastgewerbe je nach Betriebsart eine 42 bzw. 43.5 Stunden Woche. Was allerdings auch sehr auffällig war, überall gab es genügend Personal und die Angestellten waren zum größten Teil Russen. Wir mussten nie lange auf etwas warten, weil die Angestellten zuviel Stress hatten. Jetzt kann ich zwar zu den Löhnen nicht viel sagen, aber normalerweise merkt man es, wenn jemand schlecht bezahlt wird. In schlecht bezahlten Branchen arbeiten auch nicht viele Einheimische. Ebenfalls habe ich irgendwo gelesen, dass die Löhne in der Gastronomie in Russland letztes Jahr um 10 % gestiegen sind. Wir hatten auf jeden Fall den Eindruck, dass die meisten Angestellten ihre Arbeit gerne machen und das würden sie nicht, wenn sie schlecht bezahlt werden oder überarbeitet sind.

Jetzt muss natürlich noch ein “Aber” kommen. Unter uns Kollegen gibt es so etwas wie eine Regel, je teurer die Restaurants und Hotels umso schlechter die Arbeitsbedingungen. Das gilt natürlich nicht für alle, aber leider ist es sehr oft wahr. Ich habe mich zum Beispiel einmal in Wiesbaden beworben, die haben mir schon zum Vorstellungsgespräch gesagt: “Bei uns arbeiten Sie für den Lebenslauf und nicht fürs Geld.” Mein Vermieter wäre sicher begeistert gewesen.

So ein Restaurant habe ich auch in Russland gefunden. Es war eines der teuersten Restaurants in St. Petersburg. Da gab es Personal, das war fast rund um die Uhr da. Das hat mich schon gestört, aber verschlimmert hat das dann noch ein Satz auf der Rechnung: “Der Service ist nicht inklusive.” Der wurde auch noch gelb markiert, damit wir ihn sehen. Ich bin dann ja nicht zurückhaltend und habe den Kellner gefragt, ob er keinen Lohn erhält, was ich mir schwer vorstellen kann. Da hat er sich versucht herauszureden. Eigentlich ist es mir auch egal, warum dieser Satz auf der Rechnung steht. Also ob er keinen oder so wenig Lohn erhält, dass er auf die Trinkgelder angewiesen ist oder ob es einfach eine Masche ist, den Gästen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für ein Restaurant in dieser Preisklasse ist das absolut unwürdig. Bei mir hinterlässt das den Eindruck, als ob man für sein Gehalt betteln gehen muss.

Das mit dem Service nicht inklusive haben wir nur zweimal gesehen. Das zweite Restaurant war ebenfalls in St. Petersburg und auch im oberen Preissegment. Sicherlich werden einige sagen, das ist in manchen Restaurants in den USA auch so. Ja, das weiß ich und auch da finde ich es unmöglich.

Bis zum nächsten Mal

zur Druckansicht

2 Gedanken zu „Russland – noch einige Worte zur Gastronomie

  1. Hallo Manu

    Vielen Dank für deine interessanten Schilderungen aus Russland!
    Ich war erst ein Mal in Petersburg – ich liebe Russland – und die Menschen muss man einfach mögen – sie sind so freundlich und kulturbegeistert 🙌

    Dumme Frage: Soll ich dir helfen beim Gebrauch von das/dass im Deutschen ??? 😉
    Falls du das möchtest, es ist keine grosse Sache – (Russisch ist viel, viel schwieriger) – schreib mir einfach eine Mail an:
    baumer_s@hotmail.de

    Liebe Grüsse
    Suzanne Baumer

    1. Hallo Suzanne

      Danke für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir meine Beiträge gefallen.

      Die Russen sind sehr gastfreundlich. Obwohl wir es wissen, unterschätzen
      wir das völlig.

      Wenn man selbst schreibt und Korrektur liest, übersieht man so etwa
      schon einmal. Das ist vermutlich ein Kennzeichen von Hobbyblogs. Als ich
      zu bloggen begann, habe ich aber tatsächlich Deutsch gelernt. Leider
      fehlt mir die Zeit, alle alten Beiträge zu korrigieren.

      Ich denke, du meinst diesen Satz: Sicherlich werden einige sagen, dass
      (sollte hier das sein) ist in manchen Restaurants in den USA auch so.
      Ja, das weiß ich und auch da finde ich es unmöglich.

      Viele Grüße

      Sabine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert