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Russland – Essen gehen

dessert
Dessert in einem Café in Moskau

Der wahrscheinlich auffälligste Unterschied zwischen einem russischen und einem deutschen Restaurant ist, dass man meistens die Jacken oder Mäntel an einer Garderobe abgibt. Da die Garderoben ständig besetzt sind, haben wir erst überlegt, ob die Mitarbeiter dort noch andere Aufgaben haben. Wir glauben aber, dass es nicht so ist.

Im Russischkurs von “Zeit für Russisch” hat man gleich am Anfang erklärt warum die Russen nie lächeln. Ich habe das natürlich sofort auf das Personal in den Hotels, Restaurants und Geschäften bezogen. Wo ich das jetzt noch einmal nachgelesen haben, musste ich  feststellen, die waren nicht gemeint. Aber es ist so, wenn man in ein Restaurant geht, wird man eher mit einem normalen Gesichtsausdruck begrüßt. Mir ist klar, dass einige von uns das als unfreundlich empfinden.

Was mich am meisten überrascht hat und was ich immer noch kaum fassen kann ist der Service in den Restaurants. Der ist richtig gut, da arbeiten Profis. Oft hat man das Gefühl, sie haben sich viele Restaurants der Welt angeschaut, von dort das Beste mitgebracht und das an ihre Kultur angepasst. Das fängt bei der Gestaltung einer Speisekarte an, geht über den Weinservice und hört bei der Schnelligkeit mit der Gäste bedient werden auf. Wir haben nie erlebt, dass ein Weinglas länger als eine Minute leer auf dem Tisch steht. Leere Teller werden innerhalb von Sekunden abgeräumt. Es wird in Russland nicht gewartet bis alle fertig sind. Dreckige Tischdecken oder nicht richtig polierte Gläser, das sieht man äußerst selten. Es ist egal ob man mitten im Wald oder im Nobelrestaurant in der Stadt essen geht, der Service ist immer große Klasse. Ich muß zugegeben, seit ich aus Russland zurück bin, habe ich mich nicht nur einmal gefragt, was die Russen wohl über unseren Service so denken.

Wir gehören zu denen, die im Ausland immer das lokale Essen probieren. Da kommt es vor, dass es uns einmal nicht schmeckt. Das Risiko gehen wir ein. Wir wussten zwar das die russische Küche sehr gut ist, aber auch hier haben wir erwartet, dass wir irgendetwas zurückgeben, weil es nicht unser Fall ist. Vor manchen Speisen wurde ich sogar gewarnt, zum Beispiel Borschtsch. Das wäre sehr fettig. Nun, das war er nicht, die russische Küche ist ausgezeichnet. Sehr gefallen haben uns die Desserts, sogar in manchen Imbisständen gibt es so kleine Portionen mit Obst. Da hat man die Auswahl zwischen einzelnen Sorten oder einen Mix von verschiedenem Obst nehmen. Das wird in kleinen Schälchen mundgerecht angerichtet serviert.

Preisliste in einem Café
Preisliste in einem Café

In den kleineren Städten bekommt man ein Essen bereits ab 300 Rubel aber um so  größer die Stadt und je bekannter das Restaurant um so teurer ist es. Wir haben bis zu 1400 Rubel, etwa 22 Euro bezahlt. Ich weiss nicht warum, aber ich habe in Russland riesengroße Portionen erwartet, dass ist aber nicht der Fall. Die Portionen haben eine normale Größe und sind trotz der normalen Größe kaum schaffbar.

Die Speisekarten sind zwar oft auch in Englisch, aber selbst wenn die Kellner Englisch können, verstehen sie manchmal nicht genau was man möchte. Wir sind mit denen die nur Russisch sprachen meistens besser zurecht gekommen.

Außer, dass wir immer das essen was es bei uns nicht gibt, trinken wir auch immer Produkte aus der Region, wo wir gerade sind. Das ist in Russland ein Problem. Als Ausländer bekommt man immer Bonaqua oder Pellegrino auf den Tisch gestellt, da wird gar nicht erst gefragt. Wasser aus der Region, das auch preiswerter ist, muss man direkt bestellen. Leider haben wir das erst am Ende unseres Aufenthaltes, bei einem französischen Ehepaar am Nachbartisch gesehen, dass es möglich ist. Ebenso ist es bei russischem Wein, der steht kaum auf der Karte, normalerweise erhält man französischen. In einem guten Restaurant wollten wir russischen Champagner bestellen, der Kellner hat uns angeschaut, als kommen wir vom Mond. Sie hatten nur Prosecco oder französischen Champagner. Er erklärte uns, dass die viel besser sind. Das erinnerte mich an die ersten Versuche in Deutschland regionale Produkte einzuführen, die Begründung warum das schlecht ist, war genau dieselbe. Unbeabsichtigterweise haben wir mit unserem Argumenten warum man das auch anderes sehen kann eine richtige Diskussion ausgelöst, an der sich dann auch der Restaurantleiter und andere Gäste beteiligt haben. Vermutlich würden wir beim nächsten Mal einen russischen Champagner bekommen. 🙂

Zum Schluß noch ein Wort zu den berühmten ‘сто грамм водка’ – hundert Gramm Wodka. Wir wollten die trinken und habe auf jeder Getränkekarte nachgeschaut, aber überall wurden nur 50 Gramm angeboten. Diese werden allerdings in Karaffen serviert und da passt auch mehr rein. Wahrscheinlich könnte man also einfach mehr bestellen.

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