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Russisch zu Hause lernen – Geht das?

Ihr habt euch entschieden Russisch zu lernen, alleine und von zu Hause aus? Meistens beginnt man damit sich stunden- oder tagelang damit zu beschäftigen wie man richtig anfängt. Auch ich habe das gemacht, vielleicht hilft euch ja dieser Artikel einige meiner Fehler zu vermeiden. Zuallerst macht euch bewußt, was ihr eigentlich können wollt. Möchtet ihr russischsprachige Internetseiten lesen, Filme anschauen, im Urlaub nach dem Weg fragen oder euch fliessend unterhalten können.

Das Alphabet

Bevor du überhaupt ein einziges russisches Wort lernst, musst du das Alphabet kennen. Jetzt gibt es zwei Varianten der russischen Schrift, die kyrillische und die Transliteration. Ich weiß nicht genau warum man die zweite Variante lernen sollte, wer nach Russland fahren möchte oder eine Zeitung lesen will, der braucht sicher die kyrillische Schrift. Ich persönlich empfehle euch ebenfalls sich mit der Schreibschrift zu beschäftigen, das hat den Vorteil, dass man sich schnell handschriftliche Notizen machen kann. Am Anfang ist das gar nicht so einfach, deshalb habe ich auf das Deckblatt meines Arbeitsheftes, das russische Alphabet in Schreib- und Druckschrift eingeklebt. So konnte ich bei Unklarheiten immer nachschauen.

Wenn euch jeder Buchstabe einigermaßen vertraut ist, dann seid ihr für die nächsten Schritte gut gerüstet. Zu Beginn empfinde ich es auch nicht so wichtig, dass man das Alphabet in der korrekten Reihenfolge wiedergeben kann oder jeden Buchstaben perfekt ausspricht. Das kommt dann mit der Zeit automatisch.

Ein Grundkurs

Ihr könnt jetzt das Alphabet, wie geht es weiter? Sucht euch einen Kurs, egal ob im Internet oder im Buchgeschäft. Es ist wichtig, dass er Hörtexte und viele Übungen enthält. Dieser Sprachkurs darf ruhig etwas kosten, versucht nicht zu sparen, es sollte ein ausgezeichneter Kurs sein.

Dieser Kurs gibt euch jetzt eine Linie vor. Er behandelt die Themen in einer sinnvollen Reihenfolge. Ihr werdet aber schnell feststellen, dass Russischkurse sehr anspruchsvoll sind, man kommt immer wieder an seine Grenzen. Ich habe mir einen Kurs von Langenscheidt gekauft, der ist sehr gut, aber die Grammatik – eine schier unglaubliche Menge. Zu Beginn ist das sehr anstrengend und irgendwann hatte ich das Gefühl, das verstehe ich nie. Wer an diesen Punkt ist, für den ist es nicht sinnvoll einfach weiterzulernen. Nach Möglichkeit sollte man es aber gar nicht so weit kommen lassen.

Zusätzliches Material

Um dieses Gefühl zu verhindern, benötigt ihr zusätzliches Material und das findet ihr meistens im Internet. Bei eurer Materialsuche vergesst aber nie den Kurs. Also egal wo ihr nebenbei noch lernt, dieser Kurs ist euer Lehrplan. Versucht zielgerichtet zu suchen, ihr sollt gerade die Konjugation von verschiedenen Verben lernen, dann sucht euch dazu Material, ihr lernt die Uhrzeit sucht danach, ein Grammatikthema ist sehr schwer, sucht euch etwas dazu. Auch wenn ihr da immer wieder Neues und Interessantes entdecken werdet, lasst euch nicht von eurem Kurs ablenken. Nach meiner Erfahrung ist es sehr wichtig, dass man den ersten Kurs wirklich abschließt. Danach kann man überall sein Wissen vertiefen.

Das Hörverstehen

Damit ihr euer Hörverstehen trainiert, empfehle ich die Hörübungen und -texte des Kurses so oft wie nur möglich anzuhören. Das muss nicht immer mit voller Aufmerksamkeit sein, das geht auch nebenbei beim Joggen, bei der Hausarbeit oder wo auch immer. Umso öfter ihr sie hört umso besser werdet ihr später auch einmal Russisch sprechen, da der Klang der Wörter und auch einige Redewendungen sich auf diese Weise einprägen. Für mich war es noch wichtig, dass ich eine deutsche Übersetzung zum Text habe, damit ich bei Unklarheiten nachschauen kann. Wenn ihr einen ersten Grundwortschatz habt, könnt ihr euch Kinderlieder, einfache Gedichte, kurze Fernsehbeiträge anhören oder -schauen und falls das irgendwann zu einfach wird, steigert den Schwierigkeitsgrad.
Beim Lernen von neuen Vokabeln empfehle ich diese bei Forvo einzugeben, dort sprechen  Muttersprachler fast jedes Wort, dadurch lernt man sie von Anfang an richtig. Es ist viel schwieriger Aussprachefehler später zu korrigieren, ihr solltet euch also die Aussprache von neuen Vokabeln gleich von Anfang an einprägen.

Das Sprechen

Das Schwierigste ist sprechen zu lerne. Die Fragen für eine Urlaubsreisen kann man vielleicht noch zu Hause lernen, wer sich aber wirklich unterhalten will, kommt ihr um Hilfe nicht herum. Für den Anfang kann man versuchen sich ein paar Gelegenheiten zu organisieren. Überall in Deutschland gibt es russische oder osteuropäische Läden, diese werden meistens von Russen geführt, also geht einkaufen und verabschiedet euch mit „До свидания“. Es ist nur ein Wort, aber ein Anfang. Das nächste Mal wird es vielleicht mehr. Vielleicht steht auch einmal ein Tourist in der Stadt und weiß nicht weiter, helft einfach. Viele haben auch Kollegen aus dem russischsprachigen Raum, wenn man sich mit denen versteht dann probiert es doch mal mit „Как дела?“. Sie existieren, die Gelegenheiten, sie sind selten, aber gerade deshalb ist es sehr wichtig sie zu nutzen. Es gibt natürlich noch die klassische Möglichkeit, sich einen Tandempartner zu suchen, aber das hört sich einfacher an als es ist. Wenn ihr das erste Mal Russisch sprecht ist es ein Erfolg, wenn ihr verstanden werdet. Seid stolz auf euch und überlegt nicht stundenlang ob alles richtig war. Wer eine Sprache lernt, macht Fehler, es ist nichts für Perfektionisten.

Das Schreiben

Mir prägen sich viele Sachen erst ein, wenn ich sie geschrieben habe. Deshalb habe ich ein A5-Heft in das ich kurze Zusammenfassungen von Grammatikthemen, wichtige Sätze und was mir sonst noch einfällt hineinschreibe. Ihr könnt auch kurze Texte schreiben und diese bei Lang-8. von Muttersprachlern überprüfen lassen. Das ist kostenlos, ihr solltet dann nur ab und zu auch einen deutschen Text korrigieren. Ebenso kann man seinen Vokabeltrainer so einstellen, dass man einige Vokabeln schreiben muss. Meine Empfehlung zum Schreiben ist also, so oft wie möglich, weshalb ich am Anfang auch geraten haben die kyrillische Schreibschrift zu lernen.

Mein Fazit

Wer nicht Dolmetscher oder Übersetzer werden will, sondern einfach etwas verstehen und vielleicht eine Frage stellen will, kann Russisch gut von zu Hause aus lernen. Ihr braucht etwas Ausdauer und müsst euch bewusst sein, dass Russisch lernen keine einfache Aufgabe ist und vor allem braucht ihr Plan oder Kurs der eurem Lernen eine Struktur gibt. Wenn ihr aber etwas mehr, wie nur ein paar Fragen stellen wollt, dann braucht ihr jemand mit dem ihr Reden könnt. Das kann ein Tandempartner, ein Russischlehrer oder auch ein Familienmitglied sein. Russisch lernen hat einige Vorteile, so versteht man schnell sehr viel. Die Wörter werden fast so gesprochen, wie sie geschrieben werden, zumindest im Gegensatz zum Französischen. Wer dann Russisch versteht, hat ebenfalls einen ersten Einblick in einige osteuropäische Sprachen erhalten, viele Wörter sind sich sehr ähnlich. Ihr lernt eine faszinierende Kultur kennen und einen anderen Blick auf die Welt.

Ich wünsche euch viel Erfolg und Spaß beim Entdecken einer neuen Welt.

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