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100 Jahre Friedenskonferenz

Durch Zufall habe ich in der Touristinformation dieses Prospekt mit dem Titel “1916 Kientaler Friedenskonferenz – Grimm und Lenin в кинтале” entdeckt. Die kyrillischen Buchstaben weckten mein Interesse, und da ich nicht weit vom Kiental entfernt wohne, fuhr ich hin.

Lenin
das Prospekt

Das Kiental ist zwar landschaftlich wunderschön, aber touristisch eher weniger bekannt, dadurch hat es sich viel von seinem ursprünglichen Charme erhalten. Wenn man die engen Straßen zum Hotel Bären hochfährt, kann man sich gut eine Fahrt mit Pferdekutschen, so sind die Teilnehmer der Friedenskonferenz angereist, vorstellen. Was für ein Kontrast muss dieses friedliche Tal zum restlichen Europa gewesen sein, wo zum Zeitpunkt der Friedenskonferenz schon seit zwei Jahren der 1. Weltkrieg tobte.

Die Friedenskonferenz organisierte Robert Grimm der Parteipräsident der Schweizer Sozialdemokraten mit dem Ziel den Frieden in Europa wieder herzustellen. So trafen sich Sozialisten aus Russland, der Schweiz, Frankreich und Italien im Kiental und forderten ein Umdenken der am Krieg beteiligten Nationen. Die Veranstaltung wurde im Geheimen durchgeführt, offiziell traf sich eine Gruppe “Ornithologen”. Der wohl berühmteste Teilnehmer der Veranstaltung war Lenin, der zu dieser Zeit in der Schweiz im Exil lebte.

die Teilnehmer (zum Vergrößern anklicken)

In Zeiten wo Politik stark polarisiert, versucht die Ausstellung politisch neutral zu sein und ist dadurch sehr interessant. Sie beschränkt sich auf eine Darstellung der Fakten, Informationen zur Konferenz und einer Beschreibung der Situation in Europa zu dieser Zeit. Auf Würfeln, die überall verteilt wurden, werden wichtige Begriffe erklärt, ohne die man die Ausstellung nicht verstehen würde, wie z.B.: Proletariat. Wer genug gelesen oder sich angehört hat, kann dann noch das Zimmer in dem Lenin geschlafen hat und das Gästebuch aus dieser Zeit besichtigen. Wie schon auf dem Prospekt angedeutet, so sind auch auf allen größeren Ausstellungstafeln die Überschriften auf Deutsch und Russisch.

ein Blick in die Ausstellung
ein Blick in die Ausstellung

Der Besitzer nahm sich ein wenig Zeit und unterhielt sich mit uns über den berühmtesten Gast des Hauses. Er ist überzeugt, dass Lenin sich nicht selbst ins Gästebuch eingetragen hat, sondern das einer aus der Gruppe alle Namen einschrieb. Er war sich aber auch sicher, dass es niemand vom Hotel war, da die kyrillischen Buchstaben zu der damaligen Zeit im Kiental niemand kannte.

Das Hotel Bären bietet für den Zeitraum der Ausstellung auch eine Reise in die „Russische Küche“ an und diese Reise lohnt sich. Der Stör in Blätterteig ist köstlich. Während des Essen kann man sich im Restaurant noch eine kleine Sammlung von Originalbelegen aus der Jahrhundertwende zur Entwicklung des Kientals anschauen. Weitere Informationen und Dokumente zur Friedenskonferenz findet ihr auf der Homepage vom Hotel Bären, bei der Robert Grimm Gesellschaft oder bei der Berner Zeitung.

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